Extrem-Makrofotografie / Teil 1

Extrem-Makrofotografie / Teil 1

Fotos, auf denen das Motiv nah dargestellt ist, können unterteilt werden in Detailfotografie, Standard-Makrofotografie, Extrem-Makrofotografie und Mikrofotografie. Unterteilungsmerkmal dabei ist der Abbildungsmaßstab, also das Größenverhältnis der Abbildung auf dem Fotosensor zum fotografierten Objekt. Detailfotografie liefert Abbildungsmaßstäbe bis maximal 1:10, wobei die Abbildung auf dem Fotosensor maximal 1/10 der Größe des fotografierten Objektes hat. Standard-Makrofotografie liefert Abbildungsmaßstäbe bis maximal 1:1, also maximal gleiche Größe der Abbildung auf dem Sensor und den fotografierten Objekt. Extrem-Makrofotografie erzeugt Abbildungsmaßstäbe größer 1:1 bis etwa 10:1, wobei das Abbild auf dem Fotosensor größer ist, als das fotografierte Objekt, und Mikrofotografie nutzt Abbildungsmaßstäbe größer 10:1 bis z.B. 60:1.

Diese Einteilung ist nicht verbindlich, die DIN19040 wurde schon vor etlichen Jahren zurückgezogen, und verschiedene Fotografen nutzen unterschiedliche Definitionen. Das kann die Kommunikation dahingehend erschweren, dass man Technik und Methoden vergleichend diskutiert, die aber von unterschiedlichen Anwendungen stammen, in denen andere Aspekte eher wichtig oder eher unwichtig sind. So hat die hyperfokale Distanz, die in der Detailfotografie ein Arbeitsmittel sein kann, in der Makrofotografie wohl keine Praxisrelevanz. Autofokus und Objektivstabilisator können in der Standard-Makrofotografie sehr hilfreich sein, wie z.B. beim Fotografieren eines Schmetterlings im Flug. Stative und Makroschlitten sind eher oft hinderlich, währen sie in der Extrem-Makrofotografie oft unverzichtbar sind. Extrem-Makroaufnahmen können durchaus ohne Fokus-Stacking erzeugt werden und das Spiel von Schärfe und Unschärfe zur Wirkung bringen. In der Mikrofotografie hingegen ist Fokus-Stacking DIE Methode und kann Hunderte Aufnahmen zur Erzeugung eines einzigen Fotos erfordern, wobei automatische Makroschlitten zur Anwendung kommen. Dagegen können in der Extrem-Makrofotografie manuelle Makroschlitten und Stative hilfreiche Unterstützung geben. Möchte man also mit jemandem in Erfahrungsaustausch treten, dann hilft es, zu wissen, in welchem Bereich Erfahrungen vorliegen. Schließlich sucht man ja auch einen Maschinendynamiker, wenn man zum Schwingungsverhalten einer Maschine einen Diskussionspartner sucht und keinen Bauwerkdynamiker …

Ein mit dem Abbildungsmaßstab im Zusammenhang stehendes Unterscheidungsmerkmal der Bereiche, wenn nicht sogar DAS Merkmal, ist die auf dem Foto erreichbare Schärfentiefe, also der Bereich in dem die Objekte scharf abgebildet werden. Außerhalb des Schärfentiefebereichs erscheinen die Objekte zunehmend unscharf.

 

Das Diagramm zeigt die Abhängigkeit der Schärfentiefen vom Abbildungsmaßstab und der Blendenzahl für eine Crop-Kamera mit APS-C Fotosensor. Die eng beieinander liegenden Kurven für Blendenzahl 2.8 bis Blendenzahl 22 kreuzen den Abbildungsmaßstab 1:10 bei einer Schärfentiefe von 10 mm (für Blende 2.8) und 100 mm (für Blende 22) und den Abbildungsmaßstab 10:1 bei einer Schärfentiefe 10 µm (für Blende 2.8) und 100 µm (für Blende 22).

Beim Abbildungsmaßstab 1:1 beträgt die Schärfentiefe etwa 0,2 mm (Blende 2.8) bis 1,8 mm (Blende 22). Das ist auch etwa die Obergrenze des Bereiches für den Abbildungsmaßstab, wo mit Abblenden die Schärfentiefe noch signifikant vergrößert werden kann, was auch typische Empfehlung für diesen Standard-Makrobereich, für den auch die Standard-Makroobjektive erhältlich sind (z.B. Sony FE 2.8/90G bis 1:1). Oberhalb dieser Grenze wird der Schärfentiefebereich zunehmend so klein, dass auch mit Abblenden kein signifikanter Gewinn an Schärfentiefe erreichbar ist und das Fokussieren zunehmen schwerer fällt und den Einsatz von Stativ und manuellem Makroschlitten erfordert. Zudem sind für den Extrem-Makrobereich nur noch wenige Makroobjektive handelsüblich erhältlich (z.B. LAOWA Supermakro bis 2:1 und LAOWA Ultramakro 2,5:1 bis 5:1). Alternativen für den Extrem-Makrobereich ist das Einsetzen von Zwischenringen zwischen Standard-Makroobjektiv und Kamera oder das Verwenden von Nahlinsen (Achromate) mit Standard-Objektiven oder das  Verwenden von Retroobjektiven einzeln oder in Kombination mit einen Standard-Objektiv.

In diesem Artikel findet das Standard-Makroobjektiv (mit Abbildungsmaßstab 1:1) in Verbindung mit 62 mm Zwischenringen Verwendung. Schauen wir und das an!

 

Die Fotos oben zeigen kleine Blatttriebe an den Abzweigen der großen Blätter einer Basilikumpflanze. Die Größe eines Blättchens beträgt ca. 1,8 mm. Auf dem Fotosensor wird es in der Größe von etwa 5,2 mm abgebildet, wodurch ein Abbildungsmaßstab von knapp 3:1 entsteht. Die Fotos gehören somit in den Bereich der Extrem-Makrofotografie.

Ein Problem der Mikrofotografie ist die extrem geringe erreichbare Tiefenschärfe. Bei einem Abbildungsmaßstab von 3:1 beträgt diese nur ca. 0,6mm. Der Fokus muss deshalb auf das wichtigste Bildelement gelegt werden, damit dieses scharf abgebildet werden kann. Alle Bereiche außerhalb dieser (hier) 0,6mm sind mehr oder weniger unscharf. Allerdings kann Unschärfe auch ein interessantes Bild ergeben. Hier geschieht dies, indem Stiele und Blätter zu weichen Grüntönen zerfließen und ein schönes Ambiente für die zarten Blatttriebe ergeben.

Wenn man eine größere Tiefenschärfe erreichen will, kann die Stacking-Methode angewendet werden, wobei mehrere Fotos der in Richtung des Motivs schrittweise leicht verschobenen Kamera durch ein Bildbearbeitungsprogramm so verrechnet werden, dass die scharfen Bereiche jedes Bildes in das finale Bild übernommen werden. Diese Methode liefert aber auch Bereiche, wo die Verrechnung nicht optimal funktioniert und wurde hier nicht angewendet, auch um das Foto in seiner Weichheit zu belassen.

 

Um einen Abbildungsmaßstab von 3:1 mit üblicher Fotoausrüstung zu erreichen, muss zusätzlich zu einem guten Objektiv (Telemakro-Objektiv mit maximal ca. 1:2 oder Makro-Objektiv mit maximal 1:1) eine Verschiebung des Fokusbereiches in den Nahbereich erfolgen, wobei Zwischenringe zwischen Objektiv und Kamera geschraubt oder eine Vergrößerung der Brechzahl durch vor das Objektiv gesetzte Nahlinsen realisiert wird. Nahlinsen setze ich aber nur bei Objektiven mit Brennweite ca. 16 bis 50 mm zusätzlich zu Zwischenringen ein. Für Telemakro- und Makro-Objektive verwende ich vorzugsweise nur Zwischenringe. Hier wurde ein Sony FE 2.8/90 G mit einer festen Brennweite von 90mm und 4 Zwischenringen mit insgesamt 62mm eingesetzt. Da ein gutes Fokussieren und Ruhighalten der Kamera bei derartiger Vergrößerung kaum möglich ist, setze ich ein Stativ und einen Makroschlitten ein. Mit dem Makroschlitten wird die vorab fokussierte Kamera feinfühlig in Richtung des Objektes so lange verschoben, bis der Fokus scharf auf das interessierende Bildelement eingestellt ist. Der Verstellweg beträgt dabei wenige 1/10 Millimeter. Das Auslösen der Kamera erfolgt über Fernbedienung, weil selbst kleinste Erschütterungen an Kamera, Stativ, Tisch, Fußboden oder ein Windzug am Objekt (eigener Atem!) das Foto unbrauchbar machen.

Der Abbildungsmaßstab 3:1 ist die maximale Vergrößerung, die ich mit Standard-Fotoausrüstung erreichen kann. Größere Abbildungsmaßstäbe können mit Supermakroobjektiven (bist 5:1) oder durch Anwendung von Retroobjektiven erreicht werden.

 

Wo man wohnt?

Wo man wohnt?

Wo man wohnt? Ich wurde neulich gefragt, wo ich wohne, was eine Kompliziertheit in der Antwortfindung mit sich bringt. Man könnte beginnend mit Blick aus der Stratosphäre langsam in die Erdoberfläche hineinzoomen, wobei man letztendlich bei dem oben abgebildeten Wegweiser ankommen würde. Also, Mühlbach ist exakt. Etwas weiter zurück gezoomt hätten wir die Chartaque am Ottilienberg und den Jägersee. Noch etwas weiter hinaus gezoomt wäre der Hauptwanderweg 8 eine Orientierung, womit wir bei den Eppinger Linien wären, der alten Militärfeste aus dem 17. Jahrhundert, an der sich Deutsche und Franzosen einst die Köpfe eingeschlagen hatten, wohl meist die der einfachen Soldaten und der Landbewohner. Und so auf gleicher Zoom-Höhe würden wir dann den Kraichgau erkennen, eine wunderschöne Landschaft, gebaut aus Lös und Leid, wobei niemand sagen kann, wo der Kraichgau genau anfängt und wo er endet – auch so ein Merkmal des Leides. Und nochmals ein Stück heraus gezoomt ist es das Niemandsland zwischen Baden und Württemberg, ethnisch Badener, ordnungspolitisch Württemberger Gebiet, also dort, wo man vor dem Gasthaus erst die Fahrzeugkennzeichen KA und HN zählen sollte, bevor man über den Falschen lästert. Und noch weiter noch oben geflogen, gehöre ich zu Westdeutschland, Deutschland, Europa und letztendlich innerhalb einer kleinen Galaxis zu einem relativ unbedeutenden Planeten, der sich gerade Umwelt- und Klima-technisch zerlegt. Wem soll ich nun was auf die Frage antworten, wo ich wohne …

Wo man wohnt? Es gäbe natürlich auch andere Möglichkeiten der Antwort. Zum Beispiel wohne ich dort, wo man den Stirn-runzelnden Bäumen die Schilder ins Maul steckt, damit man den Pfahl einsparen kann oder damit das Schild samt Pfahl nicht geklaut oder versetzt wird; zumindest fällt mir keine andere einleuchtende Erklärung dafür ein. Oder, um den Blick wieder etwas weiter schweifen zu lassen, könnte ich sagen, ich wohne dort, wo man innerhalb von einer Stunde 10 mal ganz oben und 10 mal ganz unten sein kann, zumindest, wenn man zu Fuß geht. Mir fiele noch mehr ein; zum Beispiel glaube ich, dass uns hier eher das Wasser als der Wein ausgeht, was man auch an der umgekehrt proportionalen Preisentwicklung dieser beiden Flüssigkeiten im Supermarkt beobachten kann. Aber auch diese und weitere lokale und regionale Kennzeichen werden keine schlüssige Antwort geben, „wo man wohnt?“, wo ich denn nun wohne.

Also mache ich es mir und Euch einfach mit dieser Homepage. Zwar wohne ich nicht hier, obwohl sie sich ja sogar HOME-Page nennt. Aber hier könnt ihr Euch jederzeit mit mir treffen, und ich werde mich bemühen, auch anwesend zu sein.

Weiterführende Informationsquellen:

Eppinger Linien & Chartaque
Kraichgau (Wikipedia)
Der Kraichgau, Thomas Adam, Lauringer Verlag 2017, ISBN 978-3-7650-8433-1

Siehe auch: Fotogalerie „Kraichgau & Co.“

Photosophie

Photosophie

 

Photosophie, was ist das? Auf LinkedIn finden sich viele Beiträge, in denen nachdenkende Gedanken, gefasst in Prosa oder Lyrik oder auch nur einfach sinniert, mit Spaß und/oder mit wissenschaftlichen Informationen gespickt, fokussiert auf Natur oder Mensch oder auf beide, reflektierend das Leben, mit genau so nachdenkender Fotografie verbunden sind.

Auf der Suche nach einer Klassifizierung dieser Beiträge fand sich “ Photosophie“ – ein Kunstwort,
zusammengesetzt aus je einer Worthälfte von

Photo-graphie, dem Schreiben (graphein) mit dem Licht (photos),
und Philo-sophie, dem Lieben (philein) der Weisheit (sophia),
zu:
Photo-sophie, der „geliebten Weisheit“ aus dem „geschriebenen Licht“.

Info-Quellen:
Philosophie, Wikipedia
Philosophie, Informationsbroschüre Uni Bielefld
Fotografie, Wikipedia

Link zum externer Beitrag:
Photosophie, Axel Kühnert, LinkedIn 2021

Alte Weiden

Alte Weiden

Alte Weiden haben etwas Bezauberndes. Angeregt durch einen Beitrag von Ulrike Hansen-Röper auf LinkedIn führte mich die letzte Fototour in 2021 zu einem kleinen Natur-Einod an der Elsenz nahe Adelshofen. In langer Reihe stehen dort alte Kopfweiden mit weit geteilten und ausgehöhlten Stämmen, die ohne Laub besonders eindrucksvoll sind. Im vornehmlich landwirtschaftlich geprägten Kraichgau könnten die nachwachsenden Ruten dieser Weiden früher der Weidewirtschaft  gedient haben. Heutzutage sind sie eine wunderbares Naturerlebnis und auch eine Freude für die nahe angesiedelten Bieber. Leben konnte ich in den trüben und nassen Dezembertagen in der Borke leider nicht entdecken. Wie dies aussieht, kann im unten verlinkten Beitrag von Ulrike-Röper auf LinkedIn nachgelesen werden.

Weiterführende Quellen:
Kopfweide, Wikipedia

Links:
Alte Weidenbäume, Ulrike Hansen-Röper, LinkedIn 2021
Fotogalerie „Kraichgau & Co.“